Rekord-Geschäftslage im deutschen Mittelstand
Die Geschäfte im deutschen Mittelstand laufen so gut wie seit Jahren nicht. 61 Prozent der Unternehmen sind derzeit uneingeschränkt zufrieden mit der Geschäftslage – das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2004, als die Studie erstmals durchgeführt wurde.
Gerade einmal sieben Prozent der Unternehmer klagen über eine eher schlechte Geschäftsentwicklung. Auch der Ausblick beim Mittelstand ist optimistisch: 39 Prozent erwarten, dass sich die eigene Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten verbessert, nur vier Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Im Durchschnitt peilen die Unternehmen für 2018 ein Umsatzwachstum von 2,1 Prozent an – ebenfalls der höchste Wert seit dem Start der Befragungen. Vor einem Jahr rechneten die Mittelständler noch mit einem Umsatzwachstum von 1,8 Prozent.
Hohe Investitionsbereitschaft
Bemerkenswert hoch ist auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen: 35 Prozent wollen ihre Investitionen in neue Maschinen, Infrastruktur oder Gebäude erhöhen, nur sechs Prozent wollen sie herunterfahren – damit dürfte der Aufschwung in Deutschland zunehmend auch durch die Inlandsnachfrage gestützt werden.
Nicht nur die Investitionsdynamik, sondern auch das Beschäftigungswachstum steigt auf ein Zehn-Jahres-Hoch: 36 Prozent der Mittelständler planen, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland zu erhöhen – nur jedes dreizehnte Unternehmen wird voraussichtlich die Zahl der Stellen reduzieren.
Das sind Ergebnisse des Mittelstandsbarometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden deutschlandweit 2.000 mittelständische Unternehmen mit mindestens 20 Millionen Euro und höchsten 1 Milliarde Euro Umsatz befragt.
Besonders gut ist die Lage derzeit in den ostdeutschen Bundesländern. So bewerten 68 Prozent der ostdeutschen Mittelständler ihre Lage ohne Abstriche als gut – in Westdeutschland liegt der Anteil nur bei 60 Prozent. Am zufriedensten sind die Unternehmen in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg: Hier sind 76 bzw. jeweils 72 Prozent rundum zufrieden. In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil hingegen nur bei 54 Prozent, in Rheinland-Pfalz sogar nur bei 47 Prozent.
Beschäftigungsdynamik beim Mittelstand auf zehn-Jahres-Hoch
Während in den kommenden sechs Monaten mehr als jedes dritte Unternehmen Personal aufbauen will, soll die Mitarbeiterzahl nur bei acht Prozent der Mittelständler sinken – die Beschäftigungsdynamik steigt damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Befragungen im Jahr 2004.
Am höchsten ist die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen, derzeit im Norden der Republik: In Hamburg wollen 43 Prozent der Unternehmen zusätzliche Stellen schaffen, in Bremen und Niedersachsen liegt der Anteil bei 41 Prozent. Eher zurückhaltend sind hingegen die Unternehmer in der Bundeshauptstadt: 20 Prozent der Berliner Mittelständler planen Neueinstellungen.
„Viele Unternehmen müssen neue Stellen schaffen, um die gestiegene Nachfrage bewältigen zu können“, beobachtet Michael Marbler, Partner bei EY und verantwortlich für den Bereich Mittelstand. „Die positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt dürfte sich daher im Jahr 2018 fortsetzen – und die ohnehin bestehenden Engpässe bei der Rekrutierung von Mitarbeitern noch verschärfen.“ Denn bereits heute ist der Fachkräftemangel nach Angaben der Unternehmen das größte Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung: 62 Prozent der deutschen Mittelständler bezeichnen den Fachkräftemangel als große Gefahr – das sind zwölf Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Die konjunkturelle Situation im In- und Ausland bereitet den Unternehmen hingegen deutlich geringere Sorgen: Nur 31 Prozent der Befragten sehen in einer etwaigen schwachen Wirtschaftsentwicklung ein Risiko für die eigene Entwicklung.
„Derzeit entwickelt sich der Fachkräftemangel zum größten Problem für die deutsche Wirtschaft“, stellt Marbler abschließend fest. „So erfreulich der kontinuierliche Rückgang der Arbeitslosigkeit für die Menschen in Deutschland ist, so gefährlich ist es für Unternehmen, wenn offene Stellen nicht mehr adäquat oder gar nicht besetzt werden können.“
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