Deutsche Unternehmen sehen sich trotz höherer Ausgaben bei Innovationen nicht für die Zukunft gerüstet
Studie

Deutsche Unternehmen sehen sich trotz höherer Ausgaben bei Innovationen nicht für die Zukunft gerüstet

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Laut des neuen Deloitte Innovation Survey 2017, einer Befragung unter mehr als 150 Chief Innovation Officers und dem Top-Management aus allen Sektoren im Bereich Innovationen, steigen die entsprechenden Ausgaben in den nächsten Jahren um jeweils 2,7 Prozent – was ein Anwachsen der Budgets von heute 166 Mrd. auf 175 Mrd. Euro bis 2019 bedeutet.

Dass Geld aber nicht alles ist, zeigt sich am unzureichenden Vorbereitungsgrad vieler Unternehmen in Bezug auf Innovationen: Die Hälfte fühlt sich höchstens „ausreichend“ für die Zukunft gerüstet. Dabei setzen die Firmen vor allem auf digitale Technologien und Prozesse wie Big-Data-Analysen, Cloud-Computing– und Internet-of-Things-Lösungen: Jeweils um die 50 Prozent der Befragten beschäftigen sich vorrangig mit diesen Themen. Die Studie überprüft insgesamt zehn Arten von Innovationen. Es zeigt sich, dass viele Innovationspotenziale ungenutzt bleiben, denn fast zwei Drittel der Befragten nutzen nur maximal drei Arten. Die größten Hindernisse sind für viele vor allem ein Mangel an Zeit und fehlendes Fachwissen zu digitalen Technologien und Prozessen.

Deutschland ist von einer Innovationstradition der Ingenieure geprägt. Es lohnt sich aber, dieses Denken zu hinterfragen. Die Digitalisierung stellt viele bisherige Innovationsstrategien auf den Kopf. In puncto Innovationsfähigkeit und -kultur sind deshalb neue Ansätze gefragt. Wie die Studie zeigt, kämpfen aber viele Unternehmen hierzulande noch mit der Anwendung in der Praxis

Nicolai Andersen

Leiter Innovation in EMEA bei Deloitte

86 Prozent stocken Budgets auf

Selten war ein Umbruch so umfassend wie im Zuge der Digitalisierung. Die Unternehmen in Deutschland haben das erkannt und ihre Mittel erheblich erhöht. Das gilt für 86 Prozent der Umfrageteilnehmer, die ihre Innovationsbudgets weiter aufstocken wollen: gegenüber den beiden vorangegangenen Jahren immerhin eine Steigerung von zwei Prozentpunkten. Entsprechend hochgerechnet werden die Mittel bis 2019 jährlich um 2,7 Prozent steigen – was das gesamtvolkswirtschaftliche Investitionsvolumen in Deutschland bis 2019 auf 175 Mrd. Euro anwachsen lässt.

Mittelstand und Finanz- bzw. Technikunternehmen zeigen Stärke

Drei Viertel der Unternehmen rechnen mit starken Veränderungen im Markt. Während sich insgesamt nur ein Drittel gut vorbereitet wähnt, zeigen sich bei Unternehmen verschiedener Größenordnung und Branchen durchaus Differenzierungen: So glaubt sich der Mittelstand optimaler aufgestellt als Konzerne, Finanzdienstleister und Technologiefirmen.

Mehrheit nutzt höchstens drei von zehn Innovationsarten

Insgesamt zehn Innovationsarten identifiziert die Studie. Sie setzen bei dem Geschäftsmodell, der Struktur und den Prozessen, aber auch den Produkten, dem Service, der Markenpflege, den Vertriebswegen und der Kundenbindung an. Dabei zeigt sich, dass 40 Prozent der Unternehmen mehr als vier der zehn Innovationsarten anwenden. Alle anderen nutzen höchstens drei. Das bedeutet: Viele Unternehmen verschenken hier wertvolles Innovationspotenzial. Beim Innovationsmanagement, das neben klassischer F&E unter anderem auch Trend Sensing, Design Thinking, Szenarioanalysen sowie Technology Roadmapping umschließt, stehen Inkubation und Ideation an erster Stelle.

Big Data interessanter als Blockchain

Wichtiger Treiber von digitalen Innovationen sind neue Technologien. Wie die Erhebung zeigt, sind es vor allem Big-Data-Analysen, Cloud Computing und das Internet of Things, die von den Unternehmen verstärkt ins Visier genommen werden. Eine deutlich geringere Rolle spielen Automatisierung, Crowdsourcing und Blockchain-Anwendungen. Gerade beim IoT und – damit zusammenhängend – dem Themenkomplex Machine Learning besteht das höchste Implementierungspotenzial. Das bedeutet: Unternehmen betrachten die Technologien als hochrelevant, haben aber noch keine konkreten Pläne zu deren Implementierung entwickelt. Das trifft auf immerhin bis zu 20 Prozent der Firmen zu.

„Nur jedem vierten Unternehmen gelingt der Übersetzungserfolg von Trends in Innovationen. Um das zu ändern, müssen die Betroffenen mehr tun als ihre Budgets zu erhöhen. So kann eine breite Anwendung unterschiedlicher Innovationsarten ebenso hilfreich sein wie die generelle Förderung der Innovationskultur. Das bedeutet auch, genügend Zeit einzuräumen und das eigene Ökosystem für Impulse zu nutzen. Wichtig ist immer, genau zwischen Hype und Substanz unterscheiden zu können. Dort, wo es sich wirklich lohnt, muss das Engagement unbedingt höher ausfallen, besonders beim Mittelstand. Großkonzerne können von den schlanken Organisationsstrukturen der Start-up-Welt lernen und müssen gleichzeitig die Innovationskultur aktiv fördern“, ergänzt Nicolai Andersen, Leiter Innovation in EMEA bei Deloitte.

Foto/Thumbnail: ©alpahspirit/Depositphotos.com

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