Kooperation zwischen Mittelstand und Start-ups zahlt sich aus
Kooperieren Mittelständler mit innovativen Gründungen, können beide Seiten davon profitieren: Im besten Fall erhalten die Gründungen branchenspezifisches Know-how sowie Zugang zu Ressourcen und einem großen Netzwerk – auch mittelständische Unternehmen haben Vorteile - vor allem im Zuge der Digitalisierung.
So können mittelständische Unternehmen mit Hilfe modernster Technologien und dem Wissen von hochqualifizierten Fachkräften der Start-ups beispielsweise die Digitalisierung ihres eigenen Geschäftsmodells weiterentwickeln und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation
Voraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft ist jedoch, dass sich sowohl die Vertreter des mittelständischen Unternehmens als auch der innovativen Gründung intensiv mit dem jeweils anderen Partner beschäftigen: „Die potenziellen Kooperationspartner müssen sich auf Augenhöhe und mit der notwendigen Offenheit begegnen. Vor allem mittelständische Unternehmen haben jedoch oftmals Vorbehalte gegenüber Start-ups und ein vergleichsweise stark ausgeprägtes Sicherheitsdenken. Für innovative Gründer besteht die Herausforderung hingegen darin, die komplexeren Entscheidungsmechanismen des mittelständischen Unternehmens zu akzeptieren. Zudem müssen sie den spezifischen Nutzen ihres Vorhabens für den Mittelständler deutlich machen können“, erklärt Prof. Dr. Friederike Welter. Unter ihrer Leitung hatten Wissenschaftler des IfM Bonn und der Universität Siegen Interviews mit Unternehmern, Investoren und Verbandsvertretern geführt.
Formen der Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Start-up
Prinzipiell stehen interessierten Kooperationspartnern verschiedene Formen der Zusammenarbeit zur Verfügung – vom formlosen Unterstützungsmodell bis hin zum Investitionsmodell. Die Ausgestaltung und Intensität der Kooperation ist letztlich abhängig von den Zielen, die beide Seiten verfolgen. Aber auch Aspekte wie die Unternehmerpersönlichkeit, regionale Distanz oder bestimmte Branchenspezifika spielen hierbei eine Rolle“, berichtet die Präsidentin des IfM Bonn, die zugleich einen Lehrstuhl an der Universität Siegen inne hat.
Ein Problem stellt zudem noch immer der Weg dar, wie mittelständische Unternehmen und innovative Unternehmen zueinanderfinden, selbst wenn es bereits Netzwerkveranstaltungen und Matching-Formate gibt.
Übersicht unterschiedlicher Kooperationsmotive
Merkmal | Start-ups | Etablierter Mittelständler |
Strategie | Beschleunigung der eigenen Wachstums- und Entwicklungs- prozesse |
Verfolgung von Wachstumszielen auf bestehenden Märkten; Generierung von Umsatzwachstum durch die Erschließung neuer Märkte |
Innovationstätigkeit | Entwicklung und Tests unter Realbedingungen | Zugang zu neuen Technologien; Ent- wicklung neuer Produkte und Ge- schäftsmodelle |
Unternehmensziele | Schnellere Skalierung des eigenen Geschäftsmodells; passgenauere Marktpositionierung |
Erhalt bzw. Ausbau der Wettbewerbs- fähigkeit- etwa vor dem Hintergrund digitaler Transformation |
Vernetzung mit Kunden, Zulieferern, Servicedienstleistern | Zugriff auf bestehendes Netzwerk (etwa für den Vertrieb);Vereinfachter Ausbau des eigenen Netzwerks | Synergien durch intensivere Nutzung der vorhandenen Beziehungsstruktu- ren |
Materielle Ressourcen – etwa finanzielle Mittel |
Direkter Zugang zu finanziellen Mitteln; Nutzung von Produkti- onsanlagen und Produktionsmit- teln; möglicher verein fachter Zugang zu Kapital durch Repu- tationseffekt |
Kooperationen auch ohne großen Kapitalaufwand möglich; Lösung für ein konkretes (technisches) Problem; Nutzung freier Kapazitäten |
Immaterielle Ressourcen – etwa Mitarbeiter |
Beschleunigung zahlreicher Lernkurven durch Zugriff auf spezifisches Fach- und Branchenwissen |
Gewinnung, Nutzung und Bindung junger Talente und ihres Know-hows; Kulturtransfer und Inspiration; Zugang zu Arbeitsmethoden © IfM Bonn |
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