Die Parallelen zwischen Spitzensport und beruflicher Karriere
Ein Jahr nach den Olympischen Spielen Rio 2016 spricht Fabian Hambüchen mit Bridgestone Geschäftsführer Andreas Niegsch über die Parallelen zwischen Spitzensport und einer erfolgreichen beruflichen Karriere. Am 16. August 2017, auf den Tag genau ein Jahr nach seinem historischen Erfolg im Kunstturnen in Rio, will Fabian Hambüchen in Frankfurt am Main weiter hoch hinaus.
Der Abschluss des Studiums von Fabian Hambüchen steht bevor, er hat einen Vertrag als Moderator der Olympischen Spiele beim Discovery Channel in der Tasche und strebt eine Trainerausbildung an. Wie motiviert sich der Vorzeigeathlet nach dem Erreichen seines großen Traums und wie hilft ihm seine sportliche Karriere für seine berufliche Zukunft?
Schon als Kind hatte Fabian Hambüchen nur einen Traum: Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen und Gold holen. Nach zahlreichen Rückschlägen erfüllte sich Fabian Hambüchen mit dem Gewinn der Goldmedaille in Rio 2016 sein großes Ziel. Was ist die Erfolgsformel, die dazu führt, sich trotz aller Niederlagen immer wieder motivieren und nach Bestleistungen streben zu können? Der Ausnahmesportler verrät seine fünf Erfolgsgeheimnisse und zieht im Gespräch mit Bridgestone Geschäftsführer Andreas Niegsch Parallelen zwischen Höchstleistungen im Spitzensport und einer erfolgreichen beruflichen Karriere.
1. Balance halten – für Hambüchen sehr wichtig
„Als ich 2007 in Stuttgart der jüngste Weltmeister aller Zeiten wurde, war mir bereits klar, wie wichtig die Balance zwischen körperlichem Training und geistigem Ausgleich ist“, sagt Fabian Hambüchen, der im selben Jahr sein Abitur erfolgreich abgeschlossen hat. Sich neu zu motivieren, seine Balance zu finden und mit Körper und Geist im Reinen zu sein – für den Spitzensportler ist dies wichtig, um in entscheidenden Situationen 100 Prozent seiner Leistung abrufen zu können. „Das gilt auch für die berufliche Karriere“, ergänzt Andreas Niegsch. „Balance halten heißt für mich, die Möglichkeit zu haben, Abstand zu nehmen. Das kann bei der Arbeit sein, indem ich mir eine Auszeit gönne, um zu reflektieren oder nachzudenken, und durch Aktivitäten außerhalb des Jobs. Diese helfen mir am besten, den Kopf freizubekommen“, ergänzt Niegsch. Dazu gehören für ihn vor allem Sport, Spaziergänge mit seiner Frau und den eigenen Hunden sowie Unternehmungen mit Freunden.
2. Erfolg durch das richtige Umfeld
Hambüchen stimmt zu: „Um Balance zu finden, muss das Umfeld passen, damit man seine Träume verfolgen kann. Ohne mein Team, vom Zeugwart bis hin zu meinem Vater, der zugleich mein Trainer ist, oder meinem Onkel, der sich um das Thema mentales Training gekümmert hat, wäre ein solcher Erfolg nie möglich gewesen. Gold holt nicht nur der Athlet, sondern immer auch das ganze Team.“
Mit 16 Jahren hat Hambüchen bei seinen ersten weltweiten Erfolgen mediales Aufsehen erregt. „Als Teenie ist die Gefahr groß, in solchen Momenten abzuheben. Es ist enorm wichtig, ein Umfeld zu haben, das dich immer wieder auf den Boden zurückholt und bei dem man sich fallenlassen kann.“ Hambüchen achtet sehr darauf, dass er sich auch außerhalb seines sportlichen Umfelds bewegt: Dem Spitzensportler war immer wichtig, dass er Aktivitäten außerhalb des Sports verfolgt, zum Beispiel einen Tanzkurs belegt, die Ausbildung als Rettungsschwimmer absolviert oder den Kontakt zu Freunden hält, die aus völlig anderen Bereichen kommen als er.
Auch für Niegsch ist das Umfeld entscheidend: „Erfolg ist immer auch eine Teamleistung. Ebenso ist es wichtig, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld Vertraute zu haben, die einen offen und ehrlich konfrontieren und wenn notwendig auch wieder auf den Boden zurückholen.“
3. Leidenschaft wecken
Wie ist es möglich, einen Kindheitstraum 20 Jahre lang zu verfolgen, auch wenn es viele Rückschläge gibt? „Das hat etwas mit Liebe zu tun“, sagt Hambüchen. Für seine berufliche Zukunft wünscht sich der Vorzeigeathlet deswegen eine Tätigkeit, die ihm ansatzweise so viel zurückgibt und Spaß macht wie einst das Turnen. Deswegen versucht sich der Spitzensportler auch in verschiedenen Tätigkeiten: Ob Moderation, Marketing oder die Ausbildung als Trainer – mit dem Sport möchte der Athlet jedoch immer verbunden bleiben.
„Ich weiß noch nicht, was ich später machen werde. Aber mit meinem Studium und einer soliden Ausbildung steht mir die Möglichkeit offen, nach dem Beruf zu suchen, der mich mit vergleichbarer Leidenschaft wie der Spitzensport ausfüllt.
Spaß und Leidenschaft bei dem, was man macht, spielen auch in der Arbeitswelt eine wichtige Rolle. „Was gibt es Besseres, als sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden. Denn wenn man etwas gerne macht und Spaß hat, geht man Dinge gelöster und mit einer positiven Einstellung an und kann besser mit Widerständen sowie Rückschlägen umgehen. Gerade als Führungskraft ist es wichtig, bei seinen Mitarbeitern und Kollegen die Leidenschaft für die Aufgabe und die Firma zu wecken“, ergänzt Niegsch.
4. Aus Rückschlägen und Fehlern lernen
„Wenn ich ein neues Element lerne, muss ich jedes Mal Grenzen überwinden. Ich falle hin, stehe auf, habe blaue Flecken und lerne daraus. So erging es mir bei jeder Kür und diese Erfahrung werde ich mit in die Arbeitswelt nehmen. Ob als Moderator oder im Marketing – ich muss das Handwerk von der Pike auf lernen. Ist die Begeisterung aber erst einmal geweckt, geht es Schritt für Schritt voran“, sagt Fabian Hambüchen. „Nehmen wir das Beispiel London: Der Druck war riesig und mein Fokus auf die Medaille so groß, dass sie mir förmlich durch die Finger gerutscht ist“, so Hambüchen weiter.
In der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele Rio 2016 ist der Sportler dann jeden Tag beim Training an seine Grenzen gegangen. Er war so auf das Gewinnen fokussiert, dass er aufgehört hat, auf seinen Körper zu achten. „Das war mein großer Fehler: Dabei ist mir eine Sehne in der Schulter gerissen. Dank meinem Arzt und den Menschen um mich herum habe ich nie aufgehört, meinen Traum zu verfolgen. Jedem, der mich kennt, war klar, dass ich alles dafür geben würde, bei meinen letzten Olympischen Spielen dabei zu sein“, so Hambüchen. „Erst als ich wieder auf meinen Körper gehört habe, konnte ich mir mit der richtigen Balance meinen großen Traum von der Goldmedaille erfüllen“, sagt Hambüchen.
Aus Fehlern lernen, abhaken und nach vorn blicken – Aspekte, die Andreas Niegsch auch im Job als essentiell einstuft: „Manchmal dauert es, bis man sein Ziel erreichen kann. Langfristige Erfolge werden durch kontinuierliche Arbeit geschaffen. Aber in meinem Fall auch dadurch, dass man Dinge in Frage stellt und bereit ist, neue, unbekannte Wege zu gehen. Dazu gehören ein Traum oder eine Vision, Mut und Beharrlichkeit, aber auch die Fähigkeit, aus Rückschlägen und Fehlern zu lernen. Wichtig ist, dass man sie als Chance zur Weiterentwicklung sieht.“
5. Fokus auf die eigene Leistung
Egal ob man als erster oder letzter Turner bei Wettkämpfen ans Reck muss – Hambüchen ist es wichtig, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht auf andere zu konzentrieren. „Wer im richtigen Moment dazu in der Lage ist, sein Bestes abzurufen, kann erfolgreicher sein als andere – auch wenn man nicht unbedingt der Beste ist. Sich immer mit anderen zu vergleichen macht unzufrieden und schwächt die eigene Leistung. Man kann nicht immer automatisch der Beste in allem sein, aber man sollte immer versuchen, für sich selbst das Beste zu geben.“
Diese Erfahrungen helfen Hambüchen nun, sich auf neue Ziele zu konzentrieren. Er will sein Studium beenden, andere Sportler als Mentor und Manager unterstützen, seine Erfahrungen aber nicht nur an kommende Spitzensportler weitergeben: „Ich möchte andere Menschen inspirieren und ihnen zeigen, wie wichtig es ist, seine Träume zu verfolgen“, sagt der Athlet.
Bildquelle/Thumbnail: ©mas-foto.de
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