Frankfurter Gründerszene gewinnt an Selbstbewusstsein
Start-ups sind zufrieden

Frankfurter Gründerszene gewinnt an Selbstbewusstsein

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94 Prozent der Frankfurter Start-ups bescheinigen der Main-Metropole ein gutes bis sehr gutes Klima für die Gründerszene. Neun von zehn glauben, dass Frankfurt als Start-up-Hub an Bedeutung gewinnen wird. Die Kooperationen mit Unternehmen und Wissenschaft sind dort allerdings noch ausbaufähig.

36 Prozent der Frankfurter Start-ups bescheinigen ihrer Stadt inzwischen eine eigene Gründerkultur. Foto: ©Hackman/Depsoitphotos.com

Die Frankfurter Gründerszene entwickelt vor dem Hintergrund des Brexit und der laufenden Fintech-Revolution ein völlig neues Selbstverständnis. 94 Prozent der in der Main-Metropole ansässigen Start-ups halten das Gründerklima in Frankfurt inzwischen für gut oder sogar sehr gut.

Zum Vergleich: Bundesweit bewerten durchschnittlich nur 86 Prozent der Jungunternehmen ihren Standort so positiv. Neun von zehn Frankfurter Start-ups der Gründerszene glauben zudem, dass die Stadt in den kommenden Jahren als Start-up-Hub weiter an Relevanz gewinnen wird – nur zwei Prozent fürchten einen Bedeutungsverlust. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 450 jungen deutschen Unternehmen, darunter 50 aus der Main-Metropole.

Gründerstandort Frankfurt nimmt Fahrt auf

In der Tat bescheinigen 36 Prozent der Frankfurter Start-ups ihrer Stadt inzwischen eine eigene Gründerkultur. Deutschlandweit kommen dagegen nur 25 Prozent in Bezug auf ihren Standort zu dieser Einschätzung. Als einer der wichtigsten Standortvorteile gilt die digitale Infrastruktur. Sie wird in der Main-Metropole von zwei Dritteln der Befragten als sehr gut bezeichnet – bundesweit ist es weniger als die Hälfte. Knapp jeder zweite Frankfurter aus der Gründerszene lobt zudem die Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung – auch damit liegt Frankfurt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (36 Prozent).

Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet entwickeln sich immer mehr zu einer wichtigen Gründerregion. Für FinTechs ist die Nähe zur internationalen Finanzwelt dabei natürlich besonders attraktiv. Aber auch andere Branchen, etwa im Bereich Logistik oder Chemie, bieten ein sehr spannendes Umfeld für junge, digitale Unternehmen.

Dr. Ulrich Störk

Leiter des Frankfurter PwC-Standorts

Gründerszene bescheinigt: Mitarbeitersuche einfacher als in anderen Regionen

Der Fachkräftemangel geht indes auch an den Frankfurter Start-ups nicht vorbei: Knapp sechs von zehn geben an, dass die Suche nach geeigneten Mitarbeitern für sie schwierig bis sehr schwierig ist. Ihre Situation ist damit angespannt, aber nicht ganz so kritisch wie im Rest der Republik, wo durchschnittlich sieben von zehn Start-ups Probleme mit der Rekrutierung haben.

„Durch die vielfältige Hochschullandschaft im Rhein-Main-Gebiet existiert eine sehr gute kaufmännische sowie technische Expertise und viel kreatives Potenzial, auf das die regionale Wirtschaft zugreifen kann. Gleichzeitig bietet die Region Frankfurt ein hervorragendes Umfeld zum Leben und Arbeiten und zieht dadurch zusätzlich hochqualifizierte Menschen an. Beides kommt am Ende nicht nur den etablierten Unternehmen zugute, sondern eben auch den Start-ups“, so Dr. Ulrich Störk, Leiter des Frankfurter PwC-Standorts

Diesen Standortvorteil scheinen auch die Frankfurter Gründer wahrzunehmen: Jeder Dritte hält das Angebot an qualifizierten Mitarbeitern in der Region für sehr gut (bundesweit: 26 Prozent). Und während der Fachkräftemangel deutschlandweit mit 29 Prozent als größte Bedrohung für das eigene Unternehmen wahrgenommen wird, sehen das in Frankfurt lediglich 16 Prozent der Start-ups so.

Kooperationen mit Unternehmen und Hochschulen ausbaufähig

Zugleich zeigt die PwC-Umfrage aber auch, dass Frankfurt in einigen Bereichen Nachholbedarf hat. So haben 40 Prozent der hiesigen Start-ups derzeit keinen Kooperationspartner – bundesweit sind es lediglich 28 Prozent. Insbesondere Bündnisse mit etablierten Unternehmen, anderen Start-ups und der öffentlichen Hand sind geringer ausgeprägt als im Rest der Republik. Auffällig ist zudem, dass lediglich 12 Prozent der Frankfurter Gründerszene mit einer wissenschaftlichen Einrichtung zusammenarbeiten – bundesweit sind es immerhin 16 Prozent.

„Ich kann Gründern – egal in welcher Region – nur empfehlen, Kooperationen einzugehen“, rät Philipp Medrow, Leiter der PwC Start-up-Initiative NextLevel. „Die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen ermöglicht es Start-ups beispielsweise, sich auf ihr Kerngeschäft, ihre Kunden und ihre Produktidee zu konzentrieren und für andere Aufgaben auf bestehende Infrastrukturen zuzugreifen.“

Finanzierung für Frankfurter Start-ups bislang kein Problem

Besonders gut aufgestellt sind die Frankfurter Start-ups dagegen beim Thema Finanzierung: 52 Prozent halten den Zugang zu finanziellen Mitteln für „sehr gut“. Bundesweit sehen sich nur 34 Prozent der Gründer in einer ähnlich komfortablen Lage. Entsprechend stemmten gerade einmal sechs Prozent der Frankfurter Firmen (bundesweit: 19 Prozent) ihre Gründung ausschließlich aus Eigenmitteln. Zwei Drittel griffen hingegen auf einen Bankkredit, ein Viertel auf öffentliche Fördermittel und immerhin 14 Prozent auf Venture Capital von Unternehmen zurück.

Auch Acceleratoren spielen in Frankfurt eine überdurchschnittliche Rolle: Zehn Prozent der befragten Gründer haben an einem solchen teilgenommen, bundesweit sind es nur sechs Prozent. „Die gute Nachricht ist: Mit einer tragfähigen Geschäftsidee ist es für Gründer in der Rhein-Main-Region alles andere als unmöglich, an eine Finanzierung zu kommen“, meint PwC-Experte Störk, „Eine solide Planung ist dabei natürlich Pflicht.“ Denn: Knapp jeder zweite Frankfurter aus der Gründerszene hatte aufgrund einer unklaren Finanzplanung Schwierigkeiten, Kapitalgeber zu überzeugen.

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