Wie der Mittelstand ein attraktiver Arbeitgeber werden kann
Für High-Potentials steht eine Karriere in Großunternehmen mit bekannten Marken an erster Stelle - ein Berufsweg im Mittelstand ist für sie meist keine Option: Zu wenig Gehalt, ein Firmensitz in der Provinz und zu wenig Sozialprestige lauten die häufigsten Vorurteile. Doch dies entspricht nicht wirklich der Realität?
Der Mittelstand hat weit mehr zu bieten, als auf den ersten Blick gedacht. Im Rückgrat der deutschen Wirtschaft befinden sich zahlreiche sehr erfolgreiche und international aufgestellte Hidden Champions – Weltmarktführer in hochspezialisierten Nischen. Mit ihrer Innovationskraft und Wachstumsdynamik bieten sie hochqualifizierten Mitarbeitern Chancen auf eine glänzende Karriere. Im Vergleich zu Konzernen punkten sie mit flachen Hierarchien, einer beständigeren Personalpolitik und einer familiären Arbeits-Atmosphäre.
Karrierechancen im Mittelstand
Nicht umsonst gilt der Mittelstand mit seinen rund drei Millionen Firmen als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: er stellt 99,6 Prozent aller Unternehmen und knapp 60 Prozent der Arbeitsplätze, hat das IfM Bonn 2016 herausgefunden. Viele davon sind Familienunternehmen, bei denen Eigentum und Management in einer Hand liegen. Das heißt, anders als in börsennotierten Konzernen ist hier das wirtschaftliche Schicksal der Eigentümer-Familien eng mit dem des Unternehmens verknüpft. Für sie steht nicht der kurzfristige Shareholder Value im Vordergrund, sondern der langfristige Erfolg der Firma über Generationen hinweg. Deswegen stehen in der Geschäftsstrategie Werte wie Verantwortung, Weitsicht und Nachhaltigkeit an erster Stelle.
„Keine Frage: Der deutsche Mittelstand steht gut da. Seine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit trägt erheblich zu Wachstum und Beschäftigung bei“, erklärte KfW-Chefvolkswirt Dr. Jörg Zeuner im Herbst 2016 bei der Präsentation des KfW-Wettbewerbsindikators. Demnach belegte der Mittelstand in Deutschland im Vergleich von zehn führenden Industrieländern den Spitzenplatz. Die deutschen Firmen punkten vor allem mit Qualität, Innovation und Service.
Gerade für Macher ergeben sich gute Karrierechancen im Mittelstand. Wer etwas bewegen will und Eigeninitiative zeigt, kann Ideen und neue Projekte in den flachen Hierarchien mit kurzen, unbürokratischen Entscheidungswegen meist schneller umsetzen, als in komplexen Konzernstrukturen. Auch die frühe Übernahme von Verantwortung erleichtert den Aufstieg.
Fachkräftemangel trifft den Mittelstand besonders hart
So erfolgreich die Hidden Champions auf den Weltmärkten auch sein mögen, so schwer tun sie sich doch mit dem Recruiting neuer Mitarbeiter und Manager. Der Fachkräftemangel zieht sich wie ein Flächenbrand durch fast alle Branchen und erweist sich immer mehr als größte Wachstumsbremse. Den Mittelstand trifft er besonders hart. Auch sehr erfolgreiche Hidden Champions haben Probleme, im Alleingang qualifizierte Fach- und Führungskräfte zu finden. Die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gestaltet sich immer schwerer. Gerade in kleinen Teams müssen die Mitarbeiter perfekt zusammenpassen. Das erfordert ein planvolles, systematisches Vorgehen bei der Mitarbeitersuche. Hier kann ein erfahrener Personalberater wertvolle Unterstützung leisten.
Nachholbedarf bei Employer Branding und Social Recruiting
Doch der Mittelstand steht auch selbst in der Pflicht, neue Wege im Recruiting zu gehen, seine Sichtbarkeit auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und seine Vorteile für Arbeitnehmer besser ins Licht zu rücken. Viele mittelständische Unternehmen werden schlicht von der neuen Generation der Digital Natives nicht wahrgenommen. Um attraktive Fach- und Führungskräfte zu gewinnen, sind die Themen Employer Branding, Social Recruiting und für Nachwuchskräfte ein qualifiziertes Hochschulmarketing unumgänglich. Hier besteht noch enormer Nachholbedarf.
Employer Branding gezielt zu betreiben ist für jedes zukunftsorientierte Unternehmen ein unverzichtbares Leitthema. Dadurch wird nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber und die Rekrutierungsqualität verbessert. Auch die bestehenden Mitarbeiter fühlen sich so stärker mit dem Unternehmen verbunden.
So kann der Mittelstand auch bei der jungen Generation punkten
Besonders die jungen, gefragten Talente der Generation Y lassen sich nur noch selten über Print-Anzeigen rekrutieren – sie lesen schlichtweg keine Zeitungen und Zeitschriften mehr. Dagegen sind soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Co. sowie Business-Plattformen wie Xing und LinkedIn oder Experteer allgegenwärtig und sollten im Social Recruiting genutzt werden.
Wenn ein Mittelständler über ein cooles Image, ein gutes Arbeitsklima, moderne Arbeitsplätze, gute technische Ausstattungen und auch über eine Großstadt-nahe Lokation verfügt, dann kann er auch bei exzellenten Fach- und Führungskräften begehrt sein. Häufig müssen jedoch potentielle Wunschkandidaten erst auf die Vorzüge eines suchenden Unternehmens aufmerksam gemacht werden, damit ein möglicher Arbeitsplatz für sie vorstellbar wird. Die Frage der „Brand-Awareness“ spielt hier eine große Rolle.
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