Corporate Performance rückt bei Unternehmen in den Fokus
Die stabile deutsche Konjunktur und günstige Finanzierungsbedingungen haben den inhaltlichen Schwerpunkt in der Restrukturierung um Corporate Performance Management ergänzt. Denn harte Restrukturierungsprojekte, um Firmen vor der Insolvenz zu retten, sind momentan weniger gefragt - umso mehr sind Unternehmen mit der hohen Volatilität der Märkte konfrontiert.
„Digitalisierung, plötzliche geopolitische Krisen, die Instabilität bestimmter Märkte sowie die Einführung von Sanktionen oder Zöllen können die Geschäftsmodelle etablierter Unternehmen ins Wanken bringen“, erläutert Sascha Haghani, Managing Partner von Roland Berger in Deutschland und globaler Leiter des Competence Centers Restructuring & Corporate Finance über Corporate Performance.
„Umso agiler müssen sich Firmen aufstellen, um auf plötzliche Marktveränderungen schnell reagieren zu können“, ergänzt Falco Weidemeyer, Senior Partner im Competence Center Restructuring & Corporate Finance und selbst Chief Restucturing Officer (CRO). „Das kann man nicht erst um fünf vor Zwölf.“
So zeigt die neue Roland Berger-Studie „Die leise Transformation“ dass frühzeitige Ertragsverbesserungsprogramme, das sogenannte Corporate Performance Management, immer stärker gefragt sind. Hingegen erwarten nur noch 58 Prozent der befragten Restrukturierungsexperten, dass die Zahl der Einsätze von CROs im laufenden Jahr zunehmen wird. Im vergangen Jahr waren es noch 65 Prozent der Befragten. Für die neue Studie wurden wie im letzten Jahr Top-Restrukturierer im deutschsprachigen Raum befragt.
Der CRO: vom Chefrestruktutierer zum Cheftransformierer bei Corporate Performance
Der zunehmende Trend in Richtung Corporate Performance Management führt auch zu einer veränderten Rolle des CRO.
War der Chefrestrukturierer in den vergangenen Jahren erst dann gefragt, wenn eine Firma schon in einer Liquiditätskrise steckte und harte Sanierungsmaßnahmen benötigte, so setzt der CRO heute oft früher an. Das kann man nicht erst um fünf vor Zwölf.
Dabei spielen bestimmte Eigenschaften des CRO eine besonders wichtige Rolle. So bewerten immer noch 82 Prozent der Studienteilnehmer die Fähigkeit des Chefrestrukturierers, die Unternehmensfinanzierung sicherzustellen, als zentrale Funktion. Ebenfalls relevant sind herausragende Managementeigenschaften (66%) und die Kontrolle der Personalkosten (42%). „Doch das reicht nicht“, warnt Weidemeyer. „Neben dem Verständnis für Unternehmenskennzahlen ist hier die Fähigkeit entscheidend, Mitarbeiter für das Transformationskonzept zu begeistern, alle Schritte transparent zu kommunizieren und zwischen den Beteiligten zu moderieren.“
So sehen zwar 68 Prozent der Befragten in der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen immer noch eine wesentliche Funktion des CRO, doch im Jahr 2016 waren es noch fast 78 Prozent. Stattdessen gewinnt die Moderationsrolle des CRO immer mehr an Bedeutung: von knapp 37 Prozent im Jahr 2016 auf 45 Prozent.
Und auch in puncto Finanzierung zeigt die Roland Berger-Studie eine langsame, aber stetige Entwicklung: „Banken sind für zwei Drittel der Befragten immer noch die tragende Säule der Unternehmensfinanzierung, aber längst nicht mehr die einzige“, erklärt Sascha Haghani. „Alternative Finanzierer wie Fonds spielen hier eine immer wichtigere Rolle. Außerdem unterliegen Fonds weniger strikten Regeln als Kreditinstitute und bieten so alternative Finanzierungsoptionen für Unternehmen.“
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