Weniger Korruption in deutschen Unternehmen
Compliance-Kultur

Weniger Korruption in deutschen Unternehmen

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Die Compliance-Kultur hat in deutschen Unternehmen offenbar zu einem ehrlicheren Geschäftsgebaren geführt –dennoch wird nach wie vor getrickst. So gab es in den vergangenen zwei Jahren in jedem siebten Unternehmen einen bedeutsamen Betrugs- oder Korruptionsfall.

Auf einen Blick

  • Zahl der entdeckten Betrugs- und Korruptionsfälle in Deutschland rückläufig
  • Nur sechs Prozent der Manager halten Korruption in Deutschland für verbreitet
  • Weltweite Spitzenreiter bei der Korruptionswahrnehmung: Brasilien, Ukraine, Thailand und Nigeria
  • In China würden 52 Prozent der Manager mit Bargeld bestechen, in Spanien 28 Prozent
  • Weltweit geringes Vertrauen in Strafverfolgungsbehörden – vor allem in der Ukraine und in Südafrika
  • 16 Prozent der deutschen Manager sehen Wettbewerbsposition des Unternehmens durch Compliance-Regeln gefährdet

2014 registrierte noch jedes vierte Unternehmen größere Betrugs- und Korruptionsfälle. Damit ist die Zahl der entdeckten Fälle immer noch höher als im internationalen Vergleich. Weltweit wurden nur in etwa jedem achten Unternehmen größere Betrugs- und Korruptionsfälle entdeckt – das ist der gleiche Stand wie noch vor zwei Jahren.

Die Ukraine ist Spitzenreiter bei entdeckten Betrugs- und Korruptionsfällen

Weltweiter Spitzenreiter bei entdeckten Betrugs- und Korruptionsfällen ist aktuell die Ukraine, wo in den vergangenen beiden Jahren immerhin 48 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben einen bedeutsamen Fall verzeichneten. Auf den Plätzen folgen Kenia (36 Prozent) und Südafrika (26 Prozent). Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils 2 Prozent) entdeckt.

Während Deutschland bei den konkreten Fällen über dem weltweiten Durchschnitt liegt, ist die Eigenwahrnehmung deutlich besser. Nur sechs Prozent der Manager halten Bestechung beziehungsweise korrupte Methoden in Deutschland für weit verbreitet. Weltweit sagen 39 Prozent der Manager, dass Korruption in ihrem jeweiligen Land weit verbreitet ist. Damit hat sich weder in Deutschland noch in der Welt die Eigeneinschätzung der Manager gegenüber der Umfrage 2014 verändert.

Trauriger Spitzenreiter ist Brasilien, wo neun von zehn Managern Korruption für verbreitet halten. Knapp dahinter folgen die Ukraine (88 Prozent) sowie Thailand und Nigeria (jeweils 86 Prozent).

Wenig Korruption in skandinavischen Länder

Besonders gut schneiden die skandinavischen Länder ab. In Finnland hält kein einziger Manager Korruption für verbreitet, in Schweden und Dänemark nur vier Prozent – ebenso wie in Saudi Arabien.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die über 2.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 62 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Deutschland.

Für Stefan Heißner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, zeigen die Zahlen, dass in Deutschland das Thema Compliance mittlerweile zwar sehr ernst genommen wird, allerdings noch viel Arbeit vor den Unternehmen liegt:

In Deutschland ist die wahrgenommene Korruption im weltweiten Vergleich traditionell außerordentlich niedrig. Jetzt hat auch die Zahl der tatsächlich aufgedeckten Betrugs- und Korruptionsfälle stark abgenommen. Das ist zunächst ein gutes Zeichen. Die Durchsetzung von Compliance ist ein langwieriger Prozess, der auf allen Unternehmensebenen gelebt werden muss. Nach den großen öffentlichkeitswirksamen Betrugs- und Korruptionsfälle der Vergangenheit haben viele Unternehmen Compliance zur Chefsache gemacht und sich entsprechende Richtlinien gegeben.

Fast jedes deutsche Unternehmen hat Compliance-Richtlinien

Heißner verweist darauf, dass zwar 98 Prozent der deutschen Unternehmen mittlerweile Antibestechungs- beziehungsweise Antikorruptionsrichtlinien haben. Weltweit liegt der Anteil bei 84 Prozent. Allerdings seien die Regeln hierzulande oftmals zu unverbindlich. Nur 68 Prozent der Manager nehmen klare Sanktionsandrohungen bei einem Verstoß gegen die Richtlinien wahr. Damit ist der Wert gegenüber 2014 sogar um acht Prozentpunkte zurückgegangen und liegt auch unter dem weltweiten Durchschnitt von 75 Prozent.

Dass klare Sanktionen nach wie vor nötig sind, zeigt ein Blick auf das Unrechtsempfinden so mancher Manager. Jeder fünfte deutsche Manager würde entweder Unterhaltungsdienstleistungen finanzieren oder persönliche Geschenke machen, um sein Unternehmen über einen Wirtschaftsabschwung zu retten.

Weltweit wenig Skrupel: 13 Prozent würden für Unternehmenserfolg sogar Bargeld zahlen

Da sei es auch kein Trost und erst recht keine Rechtfertigung, dass Manager in anderen Ländern weniger Skrupel kennen, betont Heißner. Weltweit würde mehr als jeder dritte Manager (36 Prozent) Unterhaltsdienstleistungen zahlen oder persönliche Geschenke machen. 13 Prozent würden sogar Bargeld zahlen und vier Prozent Finanzergebnisse absichtlich falsch darstellen. Vor beiden letztgenannten Methoden würden in Deutschland alle befragten Manager zurückschrecken. In China würde jeder zweite Manager mit Bargeld bestechen, in Spanien immerhin noch 28 Prozent und in Indien 16 Prozent.

Zudem sei die Gefahr, entdeckt und bestraft zu werden, hierzulande sehr hoch. Das wissen auch die Manager selbst. 60 Prozent sind der Ansicht, dass die deutschen Strafverfolgungsbehörden Fälle von Bestechung und Korruption verfolgen und zu einer Verurteilung bringen. Weltweit sind nur 33 Prozent dieser Ansicht. Jeder achte Manager weltweit sagt sogar, dass die Behörden nicht bereit oder in der Lage seien, solche Fälle zu verfolgen.

In Deutschland glaubt das gerade mal jeder 25. Manager. Besonders gering ist das Vertrauen in die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden in der Ukraine, wo 44 Prozent der Manager an der Fähigkeit oder Motivation der lokalen Behörden zweifeln, in Südafrika und Argentinien sind es 42 beziehungsweise 40 Prozent.

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