Unternehmerkinder wollen elterlichen Betrieb nicht übernehmen
Nachfolgeproblem

Unternehmerkinder wollen elterlichen Betrieb nicht übernehmen

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Familienunternehmen stehen vor einem großen Nachfolgeproblem – die Kinder der Eigentümer wollen lieber selber gründen oder angestellt arbeiten als den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Nur 0,8 Prozent von ihnen wollen nach dem abgeschlossenen Studium direkt die Firma übernehmen. Fünf Jahre nach dem Studium können sich das 4,2 Prozent vorstellen.

Facts

  • Direkt nach dem Studium würden nur 0,8 Prozent die Firma übernehmen – fünf Jahre später 4,2 Prozent
  • Stattdessen zieht es einen Großteil als Angestellte in andere Unternehmen
  • Situation in Deutschland hat sich noch verschärft
  • Die Bereitschaft, den Familienbetrieb weiterzuführen, ist damit in Deutschland noch geringer als im internationalen Durchschnitt: Unter allen Befragten weltweit wollen 3,5 Prozent der Studierenden das Unternehmen gleich nach dem Studium übernehmen. 4,9 Prozent wollen dies fünf Jahre danach tun.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) in Zusammenarbeit mit dem „Center for Family Business“ der Universität St. Gallen, bei der über 34.000 Studenten aus 34 Ländern, bei denen mindestens ein Elternteil ein eigenes Unternehmen hat, zu ihren Berufsplänen befragt wurden. In Deutschland wurden mehr als 3.200 Studenten befragt.

Die geringe Bereitschaft unter deutschen Unternehmerkindern, die Firma der Eltern weiter zu führen, ist alarmierend, schließlich nehmen Familienunternehmen hierzulande eine Bedeutung ein wie in kaum einem anderen Land und stehen für einen Großteil der gesamten Wirtschaft.

Im Vergleich zur Vorgängerbefragung aus dem Jahr 2012 hat sich die Situation in Deutschland sogar noch einmal drastisch verschärft: Im Jahr 2012 gaben immerhin noch vier Prozent an, direkt nach dem Studium die Firma zu übernehmen, 13 Prozent planten dies fünf Jahre nach dem Studium.

Der globale Leiter der Familiy Business Initiative von EY und EY-Partner, Peter Englisch, kommentiert:

„Das ist ein Alarmsignal: Für viele Familienunternehmen geht es um ihre Existenz: Vielerorts erreichen die Eigentümer das Ruhestandsalter und brauchen einen Nachfolger – der am liebsten aus der eigenen Familie kommen soll. Doch die bis dato gute Konjunktur in Deutschland bei niedriger Arbeitslosigkeit macht ihnen die Nachfolgesuche schwer: Die Karrieremöglichkeiten für potenzielle Nachfolger werden immer vielfältiger und beschränken sich nicht nur auf den elterlichen Betrieb. Zudem wollen sich immer mehr nicht einfach ins gemachte Nest setzen, sondern sich zuerst außerhalb des eigenen Familienbetriebs beweisen.“

Großteil will zunächst angestellt arbeiten

Statt das Ruder im elterlichen Betrieb zu übernehmen, zieht es 61,9 Prozent der Studenten in Deutschland direkt nach dem Studium zunächst einmal als Angestellten in eine andere Firma. Bevorzugt wird vor allem ein großes Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern: 23,6 Prozent der Unternehmerkinder zieht es zu solchen Großunternehmen, 23,3 Prozent bevorzugen einen mittelgroßen Betrieb mit 50 bis 249 Angestellte.

Fünf Jahre später stellen sich die Prioritäten schon wieder anders dar: Dann will mit 21,9 Prozent der größte Anteil der Befragten eine eigene Firma gründen, dicht gefolgt von 21,3 Prozent, die nach wie vor das Angestelltenverhältnis in einem großen Betrieb bevorzugen.

„Mit etwas Abstand zum Studium trauen sich die jungen Menschen mehr zu“, beobachtet Englisch. „Sie wollen ihre eigenen Träume und Vorstellungen verwirklichen. Viele zieht es dazu in Metropolen wie Berlin, München oder Hamburg. Für die klassischen Familienbetriebe, die sich historisch oft in ländlichen Regionen gebildet haben, wird es schwer, mit solchen Lagen zu konkurrieren. Das betrifft nicht nur den eigenen Nachwuchs, das betrifft auch die Suche nach Fachkräften.“

Gleichzeitig betont Englisch aber auch die Chancen für Familienunternehmen, die durch die Prioritäten der Sprösslinge entstehen: „Grundsätzlich ist es für einen Familienbetrieb von Vorteil, wenn die Nachfolger zuerst Erfahrungen auf fremdem Terrain gesammelt haben. Wenn sie dann nach ein paar Jahren in das Unternehmen der Familie einsteigen, können sie neue, wertvolle Impulse einbringen. Zur Vorbereitung der Nachfolge brauchen Familienunternehmen verstärkt Überzeugungsarbeit innerhalb der Familie und eine frühzeitige Weichenstellung, damit der Generationenwechsel gelingt.“

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