Go’s und No-Go’s in Business und Vertrieb
Dunkler Anzug, lässiges Sakko und Jeans oder etwa Lack und Leder? Die Kleiderwahl trägt maßgeblich zur Außenwirkung des Einzelnen und der gesamten Firma bei und folgt mitunter bis ins Detail durchdachten Regeln.
Für die Arbeit die angemessene Kleidung zu finden, gestaltet sich in Abhängigkeit von der Branche und dem einzelnen Unternehmen entweder als knifflig oder einfach. In mehreren Fällen schließen Uniformen eine individuelle Kleidungswahl aus – dies muss nicht nur staatliche Institutionen betreffen, sondern wie am Beispiel von Fluggesellschaften zu sehen ist auch private Unternehmen.
Medizinische Berufe schreiben aus hygienischen Gründen eine bestimmte Kleidung vor; im Baugewerbe spielen sicherheitstechnische Vorgaben eine wesentliche Rolle. Vor allem im Dienstleistungssektor aber sind insbesondere Manager oder Mitarbeiter im Verkauf oder Vertrieb meistens dazu verpflichtet, sich an einen speziellen Dresscode zu halten, der mehr oder weniger großen Spielraum erlaubt.
Verschlüsselte Wertevorstellungen
Über diesen Dresscode definiert sich das jeweilige Unternehmen. Es beabsichtigt damit, ein bestimmtes Image in der Öffentlichkeit zu pflegen. Der Begriff „Code“ deutet an, dass der Dress bestimmte Werte vermittelt, die zwar nicht ausgesprochen werden, derer sich jedoch sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunde bewusst sind. Und da das Äußere das Erste ist, was auf die jeweilige Gegenseite einwirkt, hat es maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsvorhaben: Der erste Eindruck, der oft innerhalb weniger Sekunden entsteht, ist meist von Bestand und lässt sich nur bedingt durch Verhaltensweisen verändern.
Im Zusammenhang mit dem Dresscode kommt der Begriff „Corporate Identity“ zum Tragen. Diese ist als Kommunikationskonzept und als zentraler Bestandteil der strategischen Unternehmensführung und -planung definiert. Das damit verbundene Hauptziel des einzelnen Unternehmens, einen eigenen Charakter oder Stil zu entwickeln, spiegelt sich unter anderem im Logo und den Farben, in der Art der Unternehmenshierarchie oder in Leitbildern wider. Corporate Identity besteht aus den Bereichen Corporate Behaviour, Corporate Communication und Corporate Design. Und zu Letzterem zählen unter anderem die Anforderungen an die Arbeitskleidung.
Versicherungen, Banken und Facheinzelhandel
Diese Branchen nehmen einen großen Teil des Dienstleistungssektors ein und bauen auf klassische Kleidungsstile: Männliche Angestellte tragen prinzipiell Anzug, Hemd und Krawatte, Frauen Sakko, Rock oder Hose und Bluse bzw. T-Shirt. Klassische Anzugsfarben sind Braun, Blau, Dunkelgrau oder auch Schwarz. Diese Kleiderordnung entspricht dem sogenannten Business Standard; als Gründe für den Anzug gelten Seriosität und Fachwissen, die ein so gekleideter Geschäftspartner vermittelt und darüber Vertrauen aufbaut. Was den Schlips angeht, haben die Männer am ehesten die Möglichkeit zu variieren. Dennoch zielen die Unternehmen darauf ab, eine weitgehende Einheitlichkeit und darüber Sicherheit auszustrahlen.
Weitere generelle Dresscodes sind laut Vertriebszeitung folgende:
- Formal Business Attire: elegantes Kleid oder Kostüm bzw. besonders dunkler (brauner oder schwarzer) Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Dunkle, getragene Farben betonen eine gehobene Position innerhalb des Unternehmens und eignen sich für besonders feierliche Anlässe. Schwarze Anzüge wirken besonders feierlich-andächtig, können andererseits aber auch zu autoritär wirken.
- „Come as you are“: Bezeichnung für die Business-Kleidung bei einem Besuch im Restaurant oder in einer Bar in direktem Anschluss an die Arbeit. Sie kann etwas legerer ausfallen, vor allem durch Öffnen des Sakkos oder Ablegen der Krawatte.
- Casual friday: Dieser neumodische Begriff beschreibt besonders lässige Arbeitsbekleidung, die auf nahende Freizeit (Wochenende) hindeutet. Es kann sich von daher zum Beispiel um eine Kombination aus Sakko und Jeans handeln.
Besonders der letztgenannte, sportlich-lockere Dresscode ist mittlerweile in zahlreichen Unternehmen üblich. Dies betrifft vor allem die sogenannte „New Economy“-Branche, die vorrangig ohne materielle Waren arbeitet, sondern häufig mit Online-Diensten. Die Arbeitgeber ermöglichen dabei ihren Mitarbeitern, sich in ihrem Äußeren weitgehend frei zu entfalten. Dies stellt eine wichtige Maßnahme dar, um sich im Arbeitsleben verwirklichen zu können und somit mit der Arbeit zu identifizieren.
Problematisch wird die Situation, wenn die Angestellten zu freizügig gekleidet erscheinen. Dies kann dazu führen, dass bei Geschäftspartnern der Eindruck von fehlender Ernsthaftigkeit sowohl der einzelnen Mitarbeiter als auch des gesamten Unternehmens, dessen Ruf darunter leidet, entsteht. Kunden geben in den seltensten Fällen ein Feedback hinsichtlich des Erscheinungsbildes des Anbieters; sie erwarten jedoch oft den Dresscode, den sie selbst befolgen, oder eine klassischere – eine formellere – Kleidung der Gegenseite.
Lederkleidung im Büro? Pros und Contras
In Unternehmen, deren Dresscode weitgehende individuelle Kleidung erlaubt, sind seit längerer Zeit auch Ledermoden besonders für Damen gängig. Leder hat den Vorteil, dass es aufgrund seiner weit verästelten Fasern sehr widerstandsfähig und langlebig, dabei aber geschmeidig und hautverträglich ist.
Allerdings gilt auch bei Lederkleidung im Arbeitsalltag die Weisheit, dass weniger oft mehr ist, denn der Naturstoff vermittelt nicht nur Wärme, sondern auch Wildheit. Und die hat mit dem Arbeitsleben bis auf wenige Branchen wenig zu tun. Um also für Abwechslung im Office-Outfit zu sorgen, kann man die eng ansitzenden Lederleggins mit weiteren Pullovern oder Blusen und halbhohem Pump zu kombinieren.
Der Mix mit den anderen Materialien entschärft „die harte Wirkung des Leders“. Passen Lederhosen und -oberteile schwerlich zum Dresscode im Bankenwesen, Vertrieb oder höheren Management, so empfiehlt es sich andererseits insbesondere dort, neben Gürteln besonders auf Schuhwerk aus schwarzem oder braunem Glattleder zurückzugreifen. Lederschuhe gelten als edel und bedürfen richtiger, intensiver Pflege. Abgenutztes oder gar verdrecktes Schuhwerk wirkt kaum weniger abschreckend auf Kunden als ein ungepflegter Anzug oder Körper.
Bedingter Sonderfall – der Mitarbeiter im Außendienst
Vertriebler sind gewissermaßen ein Sonderfall. Für sie gilt im Allgemeinen ein spezieller Dresscode, der über die einzelnen Unternehmen, für die sie tätig sind, und deren gesamte Branche hinausgeht. Der ideale Vertriebsmitarbeiter besticht laut dieser Mitteilung des Versicherungsmagazins durch
- anthrazitfarbenen Anzug
- ein helles, einfarbiges Hemd
- eine unifarbene Krawatte
- Halbschuhe
- lediglich wenige, dezente Accessoires
Diese besonders klassische, unaufdringliche Kleidungskombination schließt somit einen Rückschluss auf die Persönlichkeit ihres Trägers aus – in Bezug auf das eigentliche Geschäft im positiven Sinn, denn der Vertriebsmitarbeiter kann durch sein Auftreten und seine Sprachgewandtheit dafür sorgen, dass Kunden von ihm und der vermittelten Geschäftsidee beeindruckt sind.
Dabei ist es belanglos, ob die Tätigkeit im Außendienst im B-2-B-Bereich, also zwischen Unternehmen, oder im B-2-C-Bereich, im Kontakt zu einem Consumer, stattfindet. Ihre individuellen Auffassungen mitzuteilen, sollten besonders Vertriebler zumindest zu Beginn des Verkaufsgesprächs vermeiden. Doch in Bezug auf Kleidung kann jedes auffällige Detail beim Kunden für Verwirrung, Ablenkung oder sogar Widerwillen führen. Der Dress sollte in den allermeisten Fällen also klassisch und gehoben bleiben.
Go’s und No-Go’s für Business-Kleidung in der Übersicht
Die folgende Übersicht fasst geeignete und unpassende Bekleidungsmerkmale im Business und Vertrieb zusammen:
Do’s für Frauen und/oder Männer
- gut sitzender (Hosen-)Anzug bzw. Kostüm in dunkleren Farben
- passende Farbabstimmung der einzelnen Kleidungsstücke
- Socken und Hose schließen im Sitzen übergangslos ab
- Hosensaum liegt einige Millimeter über dem Absatzrand der Schuhe
- gepflegte, schwarze oder braune Lederschuhe
- dezente Accessoires
- Austausch mit Kollegen/Tipps zum Dresscode bei Kollegen einholen
- dezentes Make-up
- Sakko beim Hinstellen schließen, unterster Knopf bleibt offen
- prinzipiell: im Zwiefelsfall lieber konservativer als zu lässig
Don’ts für Frauen und/oder Männer
- spannender oder zu weiter Anzug
- kurzärmeliges Hemd (Männer)
- kurze Hose
- zu auffällige Krawatte
- Falten
- abgetragene Absätze
- Fusseln, Flecken
- sichtbares nacktes Schienbein (Männer)
- weiße Socken
- sichtbare Tattoos und Piercings
- fettiges Haar oder zu viel Haargel u. Ä.
- out: große Manschettenknöpfe, Krawattennadel
- klassische Aktenkoffer und Handtaschen (umstritten)
- tiefes Dekolletée, bauch- und schulterfreie Kleidung
- zu kurzer Rock und High Heels
- schmucküberladen
- starker After Shave- / Parfüm-Geruch
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