Industrie 4.0 in den Management-Fokus rücken
Je größer die technologischen Möglichkeiten, umso größer wird aber auch das Risiko, dass sich Topmanager auf zu vielen Baustellen bewegen. Sie starten dann oft zu viele Initiativen gleichzeitig und wollen zu viele Herausforderungen gleichzeitig bewältigen – sie verlieren den Fokus.
Die Entwicklungen der Industrie 4.0 stellen zentrale Faktoren dar, die den zukünftigen Erfolg bereits im Hier und Jetzt beeinflussen. Der Rohstoff „Information“ ist wichtiger denn je, das Connected Enterprise die logische Konsequenz der Verknüpfung von Informationen und Produktionsmöglichkeiten. Um Erfolg durch Information generieren zu können, ist vielerorts ein radikales Umbrechen vorhandener Denkweisen erforderlich. Industrie 4.0, das Projekt Connected Enterprise, wird zum Projekt „Zukunftserfolg“, das neben den vielseitigen weiteren Herausforderungen und Initiativen des Unternehmensalltags fokussiert vorangetrieben werden muss.
Die „Problematik“ neuer Ideen
Warum funktionieren neue Ideen in der Umsetzung oft nicht?
- Erstens finden Optimierungen nicht selten nur lokal statt, sodass sich auch die Verbesserungsaktivitäten ausschließlich darauf ausrichten. Gleichzeitig bedingen Verbesserungen in einem Bereich vielmals Verschlechterungen in anderen Bereichen.
- Daraus ergibt sich das zweite Problem: Es entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Verbesserungsideen und –initiativen.
Multitasking behindert Fortschritt
Für die Unternehmensentwicklung bedeutet dies, dass Projekte miteinander um Ressourcen und Aufmerksamkeit konkurrieren. Folge ist meist eine suboptimale Besetzung der Projekte mit Ressourcen – als Endergebnis bleibt schädliches Multitasking. Wichtige strategische Arbeiten und Entscheidungen bleiben auf der Strecke. Werden dann auch noch die falschen Zukunftsziele fokussiert oder findet überhaupt keine Fokussierung statt, bleibt ganz schnell auch der wirtschaftliche Erfolg aus.
Multitasking durch Fokus ersetzen
Verschiedenste Maßnahmen, Initiativen und Verbesserungsprojekte werden oft gleichzeitig gestartet. Etablierte Steuerungs- und Kennzahlensysteme erzeugen Handlungskonflikte und sorgen für eklatante Verzögerungen. Führungskräfte sehen sich immer weder in der Zwangslage, das Feuer zu löschen oder für Interessenausgleich zu sorgen. Fokussierung ist daher zwingend erforderlich. Fokussierung bedeutet dabei nicht nur, Prioritäten festzulegen, sondern auch die Entscheidung, was zukünftig nicht mehr getan werden soll. Um den Fokus richtig zu setzen, orientieren sich Entscheider an folgenden zentralen Fragen:
- Wie kann der Normalbetrieb des Unternehmens unabhängig von einem Eingreifen lukrativ laufen?
- Wie baut das Management ein Steuerungssystem auf, das keine Zielkonflikte sondern gemeinsame Zielorientierung erzeugt?
- Wie funktioniert es, sich auf die Aktivitäten zu konzentrieren, die das Unternehmen heute und morgen deutlich voranbringen?
Alles oder nichts? Das Paretoprinzip
Sich allem anzunehmen ist gleichbedeutend mit sich auf nichts zu fokussieren. Führungskräfte müssen deshalb genau erkennen, was getan werden muss. Das Paretoprinzip mit der 80-zu-20-Regel versichert, dass 80 Prozent des Ergebnisses in 20 Prozent der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden. Die verbleibenden 20 Prozent der Ergebnisse benötigen wiederum 80 Prozent der Gesamtzeit. Pareto ist immer dann gültig, wenn zwischen den Systemelementen keine Abhängigkeiten bestehen. Existieren hingegen starke Abhängigkeiten verschiebt sich das Verhältnis auf bis zu 0,01-zu-99,99 Prozent.
Fokus im Management
Kennen wir den Engpass zuallererst aus der Produktion oder Entwicklung, entsteht ein Engpass im Management ebenso leicht durch die Missachtung wichtiger Fokus-Grundsätze:
- Alle laufenden Initiativen stoppen, die nicht innerhalb der nächsten Wochen beendet sein werden.
- Die freiwerdende Management-Kapazität nutzen und neue Initiativen definieren. (Engpass identifizieren und optimal ausnutzen, alles andere unterordnen, Engpass erweitern, von vorne beginnen).
- Eine neue Initiative erst dann starten, wenn eine andere abgeschlossen ist (Steuerung des Workloads).
„Das tun, was getan werden muss!“
Nur sehr wenige Faktoren bestimmen jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt die Leistung des Unternehmens. Kommt es an einer bestimmten Stelle zu einem Engpass oder Stau, hat dies daher nachhaltige Auswirkungen. So ist eine am Engpass verlorene Stunde für das ganze System eine verlorene Stunde. Eine am Nicht-Engpass gesparte Stunde hingegen ist reine Fiktion. Deshalb wird es auch für den zukünftigen Erfolg und die Einführung neuer Technologien immer wichtiger, den Fokus auf „Tun, was getan werden muss“ zu richten.
Spür- und messbare Optimierung
Der richtige Fokus führt zu kontinuierlichen, spür- und messbaren Verbesserungen. Dadurch fühlen sich Mitarbeiter im Unternehmen wohler und sind motivierter, auch neue Entwicklungen mitzutragen und voranzutreiben. Angepeilte Ergebnisse werden dadurch schneller erreicht und durch fokussierte Initiativen auch qualitativ besser.
Zukunftserfolg durch Fokussierung
Um den Fokus scharf zu halten, sind Aktivitäten, die nur eine kleine, gar keine oder vielleicht sogar schädliche Wirkung erzeugen, stets zu vermeiden. Die Physik des Erfolgs durch Fokussierung besagt: Die konsequente und zielführende Anwendung des Grundsatzes „Tun, was getan werden muss“ erzeugt eine positive Wirkung. Im Fokus einer Veränderungsinitiative sollte deshalb immer das ganze Unternehmen liegen und niemals nur ein Teilbereich. Das gilt insbesondere für die großen Weichenstellungen der Industrie 4.0 und die damit verbundenen Entwicklungen hin zum Connected Enterprise.
Kommentare