Was Selbständige bei finanziellen Schwierigkeiten tun können
Nicht immer läuft die Existenzgründung ab wie gehofft. Es zeigt sich, dass man gerade in den ersten Jahren als Selbstständiger bereit sein muss, die Hose auch mal enger zu schnallen. Doch welche Maßnahmen zum Sparen können ergriffen werden?
Laut Bundeswirtschaftsministerium wagen jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen in Deutschland den Schritt in die wirtschaftliche Selbständigkeit. Und über eine halbe Million Personen greift die Idee der Selbständigkeit zumindest im Nebenerwerb auf. Zahlen, die über eine Tatsache allerdings nicht hinwegtäuschen dürfen: Die Selbständigkeit bringt nicht nur Rechte und Möglichkeiten mit sich. Wer diesen Schritt in Erwägung zieht, muss sich auch der Verantwortung klar sein.
Welche Möglichkeiten haben Selbständige, um diese Durststrecke zu überwinden? Grundsätzlich muss hier klar zwischen zwei Bereichen unterschieden werden:
- der Unternehmensfinanzierung
- den privaten Finanzen
In jedem der beiden Segmente haben finanzielle Schwierigkeiten sehr unterschiedliche Auswirkungen. Parallel variieren die möglichen Lösungsansätze.
1. Unternehmensfinanzierung vs. private Haushaltsführung
Selbständige stehen im Alltag vor besonderen Herausforderungen. Einerseits sind sie für die eigenen Finanzen – sprich die persönliche Haushaltsführung – verantwortlich. Auf der anderen Seite übernehmen Selbständige mit dem ersten Beschäftigten auch hier ein hohes Maß an Verantwortung. Diese beiden Aspekte machen sich auch im Hinblick auf wirtschaftliche Schwierigkeiten bemerkbar.
Geht es um die Finanzierung für Betriebsmittel, Gewerbeimmobilien o. Ä. können Selbständige verschiedene Optionen in Betracht ziehen. Ein Kredit wäre ebenso wie der Griff zu Fördermitteln und Förderdarlehen – etwa durch die KfW – denkbar. Darüber hinaus können Unternehmen auch versuchen, über Beteiligungen Kapital zu realisieren. Wesentlich mehr Hürden warten auf Selbständige, wenn es um die private Haushaltsführung geht. Hier lassen sich selten so umfassende Register wie in der Unternehmensfinanzierung ziehen.
2. Alltägliche Kosten senken – den Gürtel enger schnallen
Einer der wahrscheinlich wichtigsten Wege, um auf wirtschaftliche Schwierigkeiten als Selbständiger zu reagieren, ist die Kosteneinsparung. Was für das Unternehmen gilt, greift natürlich auch in der privaten Haushaltsführung. Wo kann man als Selbständiger den Rotstift ansetzen? Grundsätzlich sind die einzelnen Sparmaßnahmen recht individuell.
Wer bislang auf einen Lieferservice für die Mittagsmahlzeit gesetzt hat oder vielleicht bei den Fahrtkosten wenig penibel war, hat hier bereits erste Optionen für Einsparungen. Aber: Kosteneinsparungen funktionieren in verschiedene Richtungen.
Beispiel: Als Selbständiger leitet man ein Unternehmen mit zehn Angestellten. Jeder Mitarbeiter druckt täglich 20 DIN-A4 Seiten (hohe Qualität) zu je 0,05 Euro aus. Diese 200 Seiten kosten das Unternehmen täglich 10 Euro – in einer Arbeitswoche also 50 Euro. Schafft man es, durch geeignete Maßnahmen die Kosten zu halbieren, lassen sich höhere Einnahmen erzielen – ohne den Preis verändern zu müssen.
Als Selbständiger sollte man natürlich auch selbst bereit dazu sein, einige Einschnitte hinzunehmen. Kommen wir zum Beispiel zu den Fahrtkosten zurück. Bislang hat man Termine außer Haus eher unregelmäßig über den Tag verteilt und auf die Entfernungen wenig geachtet. Aber: Wer Termine zusammenfasst, spart an Benzin bzw. Diesel. Letzten Endes ist es sinnvoll, sich im Zusammenhang mit drohenden finanziellen Engpässen sehr früh mit dem Rationalisierungspotenzial und Einsparungen auseinanderzusetzen. Hat man bereits einen Plan B in der Schublade, lässt sich auf die Schwierigkeiten schnell und zeitnah reagieren.
3. Wenn bereits ein negativer SCHUFA-Eintrag vorliegt
Auskunfteien wie die SCHUFA sind auf der einen Seite oft Partner von Handel und Unternehmen. Auf der anderen Seite ist man auch als Selbständiger nicht davor geschützt, in deren Datenbanken negativ aufzufallen. Die Tatsache, dass seitens der SCHUFA negative Einträge vorhanden sind, macht die Situation nicht wirklich leichter.
An dieser Stelle wird es deutlich schwieriger, Kredite oder andere Varianten einer Finanzierung in Anspruch zu nehmen. Dies schließt beispielsweise auch den Rahmen- oder Dispositionskredit ein. Welche Auswege haben Selbständige hier? Eine mögliche Option ist der Griff zum Guthabenkonto. Letztere werden heute seitens der meisten Kreditinstitute angeboten. Ein Guthabenkonto kann auch bei negativer SCHUFA eröffnet werden und wird bereits von zahlreichen Banken zur Verfügung gestellt.
Sehr schwierig dürfte es an dieser Stelle werden, eine Kreditkarte in Anspruch zu nehmen – zumindest mit Kreditlinie. Als Selbständiger lässt sich eine Alternative nutzen. Einige Anbieter haben sogenannte Prepaid-Karten ins Portfolio aufgenommen. Diese basieren darauf, dass der Karteninhaber ein Guthaben auflädt. Letzteres kann anschließend an bekannten Akzeptanzstellen verbraucht werden.
4. Was lässt sich sonst noch verbessern?
Ohne die genauen Rahmenbedingungen zu kennen, ist das Aufzeigen verschiedener Lösungsansätze eher schwierig. Ein wichtiger Punkt betrifft die „Vorsorge“. Wer als Selbständiger auf wirtschaftlich unruhige Fahrwasser zusteuert, sollte auf jeden Fall auch nach den Ursachen suchen. Handelt es sich beispielsweise um die Folge eines unzureichenden Forderungsmanagements?
Hier könnte die Suche nach neuen Rechnungsmodellen wie:
- Zahlungsfristverkürzungen
- Lieferantenkredit
- Skontomodelle
in gewisser Weise für Abhilfe sorgen. Vielleicht helfen aber auch Veränderungen in der Buchführung weiter. Eventuell sind aber auch die Preisgestaltung und die Kosten nicht ausbalanciert. Hier muss der Selbständige unbedingt aktiv werden.
Fazit: Finanzielle Schwierigkeiten können immer auftreten
In finanzielle Schwierigkeiten gerät niemand gern. Leider sind Selbständige diesem Risiko im Alltag immer wieder ausgesetzt. Besonders in den ersten Jahren nach der Existenzgründung kann es durchaus hin und wieder etwas enger werden. Wie reagiert man am besten darauf?
Eine erste Regel lautet: Vorbereitet sein! Es ist kein Fehler, diese Situation im Kopf durchzuspielen und im Vorfeld erste Maßnahmen auszuloten, welche als Lösung in Betracht kommen.
Parallel sollte man als Selbständiger im Alltag immer nach Möglichkeiten suchen, wie sich Kosten reduzieren lassen, ohne dass die Qualität darunter leiden muss. Jeder Euro, den man heute einnehmen kann, ist ein Teil der Reserve für übermorgen. Sollte es dann doch soweit sein, heißt es den Gürtel enger schnallen. Man muss bereit sein, auch die eine oder andere Einsparung vorzunehmen – und dies nicht nur im Unternehmen.
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