Der Aufschieberitis den Kampf ansagen
Wohl die meisten von uns leiden gelegentlich an Aufschieberitis. Wir tendieren also dazu, Aufgaben vor uns her zu schieben. Wir zeigen Ihnen bewährte Praxisstrategien, was Sie gegen die Aufschieberitis tun können.
Vor allem unangenehme Aufgaben schieben wir gerne auf die lange Bank. Je mehr man solche Aufgaben vor sich her schiebt, desto mehr werden sie zur Belastung. Denn jede einzelne dieser Aufgabe erzeugt Druck und damit Stress – auch unbewusst.
Man kann das Aufschieben von Aufgaben auch mit dem Anschieben eines Autos vergleichen. Der größte Kraftaufwand ist nötig, um das Auto aus dem Stillstand in Bewegung zu bringen. Wenn es dann in Bewegung ist, ist nur noch ein geringer Kraftaufwand erforderlich.
Genau so verhält es sich bei den Aufgaben. Wenn man einmal eine Aufgabe begonnen hat, dann geht das Erledigen fast von selbst.
Praxisbewährte Strategien gegen Aufschieberitis
Es gibt einige effektive Tricks, um die Aufschieberitis in den Griff zu bekommen. Und hier sind sie:
Mit der unangenehmsten Aufgabe beginnen
Ein sehr wirksames Mittel gegen das Aufschieben besteht darin, den Arbeitstag mit der unangenehmsten Aufgabe zu beginnen. Morgens ist man in der Regel ausgeruht, noch voller Elan und man kann sich gut konzentrieren. Damit gehen auch schwierige und unangenehme Aufgaben wesentlich leichter von der Hand.
Belohnung
Stellen Sie sich selbst eine Belohnung in Aussicht, wenn Sie eine aufgeschobene Aufgabe erledigt haben. Wer lässt sich nicht gerne belohnen, auch wenn man sich nur selbst belohnt.
Sich selbst herausfordern
Diese Methode funktioniert am besten in Kombination mit einer Belohnung. Sie können sich zum Beispiel selber herausfordern, indem Sie versuchen, eine Aufgabe, für die Sie üblicherweise eine Stunde benötigen, in 50 Minuten zu erledigen. Und wenn Sie es schaffen, dann belohnen Sie sich mit etwas, auf das Sie sich freuen. Es muss nichts Großartiges sein.
Dieses Selbst-Herausfordern eignet sich vor allem für die Abarbeitung von Routinearbeiten. Für solche Aufgaben kann man in der Regel den erforderlichen Zeitaufwand recht genau abschätzen.
Deadlines schaffen
Viele Aufgaben werden auch deshalb aufgeschoben, weil sie keine Deadlines haben. Hier gilt es, selber welche zu schaffen.
Beispiele:
Sie versprechen Ihrem Kollegen, dass Sie ihn heute zum Mittagessen einladen, sollten Sie bis dahin die Aufgabe X nicht erledigt haben.
Oder: Wenn Sie wissen, dass Sie in einer Stunde zu einem Termin müssen, schieben Sie in dieser Stunde noch eine unangenehme Aufgabe ein, die Sie in diesem Zeitrahmen voraussichtlich schaffen.
Kleinster Teilschritt
Überlegen Sie sich den allerkleinsten Teilschritt für die unangenehme Aufgabe und treten Sie ihn an. Nehmen Sie sich zunächst nur vor, diese eine kleine Aufgabe zu erledigen.
Damit ist der erste Schritt getan, der oft so schwierig ist. Meist können Sie dann auch ohne Probleme weitermachen. Oft schieben wir eine Aufgabe nur vor uns her, weil sie uns zu groß erscheint.
Beispiel:
Sie haben sich vorgenommen, gleich am nächsten Morgen die unangenehme Aufgabe „Monatsbericht analysieren“ anzugehen. Legen Sie am Vorabend beim Verlassen des Büros alle hierfür erforderlichen Unterlagen auf Ihren Schreibtisch. Der kleinste Teilschritt ist getan.
Countdown
Setzen Sie einen Zeitpunkt fest, an dem Sie pünktlich auf die Sekunde die Aufgabe angehen – eventuell unter Zuhilfenahme eines Weckers.
Positiven Zugang schaffen
Eine Freundin hatte während ihrer Studienzeit als Kellnerin gearbeitet. Dabei war für sie die unangenehmste Arbeit das Spülen der Gläser.
Dann hat sie für sich einen Trick gefunden, mit dem sie diese Arbeit nicht mehr als so unangenehm empfunden hat. Sie hat sich vorgestellt, wie sich die Gäste an den sauberen Gläsern freuen und wie sie hierfür ein Lob erhält. Bei ihr hat das wunderbar funktioniert.
Die Konsequenzen bewusst machen
Machen Sie sich die Konsequenzen bewusst, d.h. führen Sie sich vor Augen, welche Folgen es haben kann, wenn Sie die Aufgaben immer wieder aufschieben. Was wird Ihr Chef bzw. Ihr Auftraggeber von Ihnen denken?
Fragen Sie sich bewusst bei jeder aufgeschobenen Aufgabe, welche Nachteile sich daraus für Sie ergeben können. Damit bekommen Sie einen anderen Zugang zur Aufgabe.
Der Aktionstag
Reservieren Sie jede Woche einen Tag, an dem Sie aufgeschobene Aufgaben abarbeiten.
Abhängig davon, wie stark Sie an „Aufschieberitis“ leiden, können Sie das Intervall zwischen den Aktionstagen reduzieren oder ausdehnen. Viele kommen auch mit einem Aktionstag im Monat aus.
Und es muss natürlich auch kein ganzer Tag sein, sondern einfach ein Tag, an dem Sie sich Zeit für das Abarbeiten von aufgeschobenen Aufgaben reservieren.
So ein Aktionstag ist natürlich nicht für dringende Aufgaben geeignet. Aber viele Aufgaben werden meist ohnehin erst dadurch dringlich, weil man sie schon eine Weile vor sich herschiebt. Gehen Sie am besten so vor:
- Notieren Sie sich auf einem Blatt alle Aufgaben, die Sie am Aktionstag erledigen wollen. Das Niederschreiben ist wichtig. Zum einen vergessen Sie nicht, was Sie alles vorhaben und zum anderen ist es einfach ein herrliches Gefühl, wenn man etwas Erledigtes von der Liste streichen kann.
- Tragen Sie Ihren Aktionstag im Kalender ein. Sonst bleibt es nur bei einem „Wischiwaschi-Vorhaben“.
- Sorgen Sie dafür, dass Sie jemand an diesen „Termin“ erinnert. Das sollte nicht nur die Erinnerungsfunktion in Ihrem elektronischen Kalender sein, sondern eine Person. Dadurch ist man motivierter: Vor einer anderen Person will man ja nicht erst groß einen Aktionstag ankündigen, um diesen dann doch zu verschieben.
- Belohnen Sie sich nach getaner Arbeit. Zwar ist schon der Blick auf die abgehakten bzw. durchgestrichenen Aufgaben eine große Befriedigung, aber nichtsdestotrotz sollen Sie sich etwas gönnen, was Ihnen gut tut.
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