Berlin ist Europas Start-up-Hauptstadt
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Berlin ist Europas Start-up-Hauptstadt

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Das meiste Geld fließt nach Berlin: Investoren versorgten im vergangenen Jahr Berliner Start-ups mit insgesamt 2,1 Milliarden Euro an frischem Kapital – insgesamt wurden in Berlin 205 Finanzierungsrunden gezählt, von denen 183 Berliner Unternehmen profitierten.

Damit konnte die Berliner Start-up-Szene ihre Spitzenposition in Deutschland abermals ausbauen: Im Ranking der Bundesländer belegt Bayern mit 74 Transaktionen den zweiten Platz. Gemessen am Investitionsvolumen liegt Hamburg mit knapp 300 Millionen Euro hinter Berlin.

Berlin

Das meiste Risikokapital fliesst europaweit nach Berlin. Bildquelle: Depositphotos

Auch europaweit hatte Berlin im vergangenen Jahr die Nase vorn

Im europäischen Städte-Ranking belegt die Bundeshauptstadt vor London (1,7 Milliarden Euro), Stockholm (992 Millionen Euro) und Paris (687 Millionen Euro) den ersten Platz. Hamburg und München belegen mit 296 und 206 Millionen Euro den fünften und sechsten Rang im Europa-Ranking.

Europaweit wurden 2015 insgesamt knapp 11,8 Milliarden Euro in Jungunternehmen investiert – ein Anstieg um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Rekordwert. Dabei konnten deutsche Start-ups erstmals mehr Geld einwerben als britische Jungunternehmen: Britische Start-ups erhielten 2,6 Milliarden Euro – 46 Prozent mehr als 2014. Auf dem dritten Platz rangiert Frankreich mit 1,5 Milliarden Euro – 28 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie beruht auf einer Analyse der Risikokapitalinvestitionen in Europa in den Jahren 2013 bis 2015.

Trotz des Investitionsbooms in Deutschland: Längst nicht alle Firmenneugründungen haben etwas vom Geldregen. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 371 Jungunternehmen Risikokapital erhalten – nur 48 von ihnen konnten sich über eine zweistellige Millionensumme freuen, gerade einmal neun Unternehmen erhielten mehr als 50 Millionen Euro. Mit Abstand das meiste Kapital konnte der Lieferdienst Deliveryhero einwerben, der insgesamt fast 590 Millionen Euro erhielt.

Berliner Start-ups legen besonders stark zu

Innerhalb Deutschlands entwickelte sich vor allem der Standort Berlin extrem dynamisch: Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg von 111 auf 205, das Investitionsvolumen hat sich sogar von 891 Millionen Euro auf 2,17 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. In Bayern stieg die Zahl der Finanzierungsrunden von 50 auf 74, in Baden-Württemberg von 22 auf 29 und in Hamburg von 17 auf 28. Nur leicht gestiegen ist die Zahl der Deals in Nordrhein-Westfalen – von 22 auf 24.

Das meiste Geld fließt in Online-Handel und FinTechs

Fast 1,8 Milliarden Euro an Risikokapitalinvestitionen flossen 2015 in Start-ups aus dem Bereich Konsumentendienstleistungen/Handel – dazu zählen unter anderem Lieferdienste oder Online-Händler und Shopping Clubs. In diesem Segment wurden insgesamt 145 Finanzierungsrunden gezählt.

Infografik

Infografik:Das meiste Risikokapital fliesst nach Berlin. Bildquelle: EY

Auf Rang zwei folgt die Branche Finanzdienstleistungen/FinTech: Bei 45 Finanzierungsrunden wurden gut 600 Millionen Euro an Risikokapitalinvestitionen eingeworben. Anbieter von Unternehmenssoftware und Big-Data-Lösungen erhielten in 95 Fällen frisches Kapital – insgesamt 283 Millionen Euro kamen dabei zusammen.

„E-Commerce, FinTech und Big Data sind derzeit aus Investorensicht die vielversprechendsten Segmente. Hier wird offenbar das größte Potenzial gesehen, hier wird das meiste Geld investiert und hier haben Jungunternehmen die besten Chancen, Risikokapital einzuwerben“, stellt Lennartz fest. Insgesamt ist festzustellen, dass Start-ups in immer mehr Bereichen der Wirtschaft neue, digitale Geschäftsmodelle entwickeln und die traditionellen Player herausfordern – z.B. in den Bereichen Energie, Gesundheit, Real Estate, Learning und Talent Development, Versicherungen, Smart-Home, Internet of Things, Mobility sowie in klassischen Dienstleistungsbranchen wie Umzugsunternehmen oder Rechtsanwälte.“

Immer stärkeres Engagement von Großkonzernen in der Start-up Szene

Wie ernst Start-ups inzwischen auch von den etablierten deutschen Konzernen genommen werden, lässt sich auch an der steigenden Zahl von Investment-Aktivitäten ablesen, die von Großkonzernen aufgelegt werden. Im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl von 32 auf 40. Ob BMW, BASF, Deutsche Telekom oder Volkswagen – kaum ein namhafter deutscher Konzern ist inzwischen nicht im Start-up-Umfeld aktiv, entweder mit eigenen Venture Capital Fonds oder Acceleratoren.

„Immer mehr junge deutsche Unternehmen treten den Beweis an, dass sie die mit der Digitalisierung verbundenen Umbrüche aktiv und erfolgreich mitgestalten können. Dieses Know-how und diese Dynamik möchten sich auch die Unternehmen der „Old Economy“ sichern. Sie gründen eigene Risikokapital-Gesellschaften bzw. errichten neue „Acceleratoren-programme“ und „Company Builder“, über die sie in Kontakt zu innovativen Start-ups treten“.

Große Konzerne wie auch der deutsche Mittelstand müssten sicher gehen, rechtzeitig die Zeichen der Zeit zu erkennen – statt irgendwann mit ansehen zu müssen, wie ihnen die digitale Transformation ihr Geschäftsmodell raubt, betont Lennartz: „Die Old Economy verspricht sich von der Kooperation mit Start-ups also das nötige Plus an Innovationskraft, das ihnen helfen kann, die Herausforderungen der digitalen Transformation besser zu bewältigen“, so Lennartz.

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