Warum Kunden bei Fachchinesisch auf Durchzug schalten
Natürlich benötigt jeder Verkäufer sein spezifisches Fachwissen und Fachvokabular, das ist keine Frage. Wer dies nicht hat, kann einpacken. Aber das heißt noch lange nicht, dass Verkäufer ihren Kunden jedes Detail erklären müssen, um die eigene Kompetenz zu beweisen und um umfassende Aufklärung zu betreiben. Denn der Informationsüberschuss kann nach hinten losgehen.
Kundengespräche nicht zu Monologen werden lassen
Viele Verkäufer meinen es gut, wenn sie ausführlich die Vorteile ihrer Produkte darlegen und Neuheiten oder Verbesserungen im Detail erklären. Im Überschwang ihrer Gefühle und der inneren Sicherheit, mit ihrem Produkt der Konkurrenz überlegen zu sein, informieren sie ihre Kunden – oft unter Verwendung des Fachvokabulars – über jeden technischen Vorteil. Und sie bemerken dabei gar nicht mehr, dass sie in endlose Monologe verfallen, sich in dem Moment eine Distanz zwischen ihnen und ihren Kunden aufbaut. Die Kommunikation wird zur Einbahnstraße. Die Gefühlswelten der Geschäftspartner driften wie Eisschollen auseinander, oft ohne dass der Verkäufer dies bewusst wahrnimmt. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Zu viele Informationen verunsichern
Wenn Verkäufer informieren, statt zu führen, birgt das weitere Gefahren. Viele Kunden sind genervt, wenn sie „zugetextet“ werden. Manche Kunden schaffen eine Brücke, indem sie dem Verkäufer eine Rückmeldung geben. Darauf sollte dieser natürlich reagieren. Gute Verkäufer jedoch bauen selbst Brücken und lassen es erst gar nicht soweit kommen. Einige Verkäufer bedienen sich in ihren Ausführungen auch noch spezifischer Fachausdrücke. Sie glauben, dass sie dadurch kompetent wirken nach dem Motto: „Der weiß, wovon er spricht!“ Doch wenn der Kunde die (oft technischen) Ausführungen nicht nachvollziehen kann oder nicht versteht, schleicht sich bei ihm ein Gefühl ein, nicht mithalten zu können, selbst nicht kompetent genug zu sein. Das negative Gefühl, ein ahnungsloser Laie zu sein, motiviert nicht zum Kauf. Im Gegenteil: Es verunsichert die meisten Kunden nur unnötig.
Zu viele Informationen führen zu Aufnahmeverweigerung
Kennen Sie das? Sie haben eben die Nachrichten im TV gesehen und wenn Sie fünf Minuten später gefragt werden, was so los war in der Welt, dann können Sie sich von den 20 Meldungen nur noch an zwei oder drei erinnern.
Das Gedächtnis Ihrer Kunden ist nicht besser als Ihr eigenes. Wenn zu viele Informationen auf einen Kunden einströmen, kann er nur einen Bruchteil davon aufnehmen. Wenn es ihm zuviel wird, schaltet er ganz ab. Ein Fahrradverkäufer kann seinen Kunden jedes neue Schräubchen und Material erklären, er kann ihnen die moderne Kraftübersetzung, das genaue Gewicht aufs Gramm aufzählen, er läuft aber Gefahr, dass er den Kunden verliert.
Der Kunde will nicht jedes Schräubchen am Fahrrad kennen, sondern möchte den Vorteil erfahren, den er durch den Kauf hat. Zum Beispiel interessiert ihn, dass der Drahtesel äußerst robust ist und trotzdem superleicht und daher auch von älteren Fahrern noch mühelos ins Treppenhaus gehoben werden kann. Oder dass das Rad für Geländefahrten geeignet ist…
Zu viele Informationen kosten nur Zeit
Informationen an den Mann bringen kostet Zeit. Der Zeitfaktor spielt aber eine große Rolle in Verkaufsgesprächen. Der Kunde hat (oder nimmt sich) nicht immer die Zeit für ausführliche Informationen. Oft sind Gespräche von vorneherein zeitlich begrenzt, denken Sie an Messen und Ausstellungen. Die Terminkalender von Managern sind prall mit Gesprächsterminen gefüllt, die vom 10-Minuten-Takt bis zur halben Stunde gehen. Wer sich da mit zu vielen Informationen aufhält, statt das Wesentliche in aller Kürze zu schildern, hetzt umsonst von Termin zu Termin. Zeit ist Geld. Auch die Zeit des Verkäufers ist Geld. Wer in Gesprächen also gezielt führen kann, spart Zeit und kann so vielleicht den einen oder anderen Kunden mehr besuchen.
Reflexion des eigenen Verhaltens hilft
Um zum Wesentlichen kommen zu können, muss man es erst erkennen. Viele Verkäufer stecken zu tief in ihrer Materie und bei fachlichen Fortbildungen lernen sie überwiegend die neuen Produkteigenschaften, die sie dann weitergeben. Zu kurz kommt die Kommunikation mit dem Kunden. Es lohnt sich, das eigene Verhalten zu reflektieren, den Tag Revue passieren zu lassen im Hinblick darauf, ob Sie Gespräche einseitig geführt haben oder miteinander. Haben Sie Gespräche so (mit Fragen) geleitet, dass Sie schnell erfassen konnten, auf was es Ihrem Gegenüber ankam? Wenn Sie sich nicht sicher sind: Führen Sie ein Gespräch mit einem Freund oder Familienmitglied oder vor dem Spiegel. Das gibt eine erste Orientierung. Wer in Gesprächen nicht führen kann, sondern sich in Details verliert, kämpft auf verlorenem Posten.
Fazit
Erfolgreiche Verkäufer sollten ihr Fachwissen nur denjenigen Kunden im Detail zukommen lassen, die es wissen wollen – sprich nachfragen. Erfolglose Verkäufer weiten Informationen aus, weil sie nicht erkennen, welche Informationen für den Kunden wirklich relevant sind. Sie schaffen die Transferleistung nicht, den Produktvorteil in den Kundennutzen zu übersetzen. Im medizinischen Bereich würde ein solches Verhalten kontraproduktiv wirken. Denn wer zum Arzt geht, will in der Regel nur eines: Er will wieder gesund werden.
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